Bitterwasser 2014


ein Bericht von Ralph und Arne

Freitag, 03. Januar 2014

Nach einer ruhig durchflogenen Nacht und Umsteigen in Johannesburg, Südafrika, Ankunft für Arne und mich in Windhoek am Freitagmittag. Wie schon bekannt habe ich dort eine Nichte, mit der sind wir prima Essen gegangen und haben uns dann Richtung Bitterwasser auf den Weg gemacht.

In Bitterwasser nur noch den Flieger aus der Halle geholt und vor unseren Bungalow gestellt und das Tageswerk war vollendet. Zum Abendessen Wiedersehen mit den vielen Freunden und Kameraden, aber nicht zu lange, denn wir waren beide ziemlich k.o..

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Ruhe vor den ersten Flügen

Alle Fotos auf dieser Seite stammen von Ralph bzw. von Arne und wir bedanken uns schon mal im voraus dafür.


Samstag, 04.01.2014

Am Samstag war dann bereits unser erster Flugtag. Keine so besonders gute Vorhersage und die ersten 200km waren auch ein ziemlicher Kampf mit Natur und Müdigkeit. Die weite Reise und die Umstellung zumindest auf die herrschenden 30°+ vor Ort schlauchen einen doch mehr als man meint.

Ziel war das Dreieck so zu legen um am Spätnachmittag die Konvergenz im Westen zu erreichen, was uns auch gelang. So eine Konvergenz ist kein Honigschlecken, vielmehr ein langgezogener Schlechtwetterstreifen an dem zwei Windsysteme mit jeweils feuchter warmer und kalter trockener Luft aufeinander prallen. Einstieg durch Schauer, unter schwarzen Wolken und dann geradeaus mal schneller mal langsamer, aber insgesamt, in ca. 4000m Höhe, mit einer Geschwindigkeit über Grund von deutlich über 220kmh entlang der am Boden sichtbaren noch gerade besonnten Flächen und soweit wie nötig unter den Wolkenschirm und an die Kondensationen und den Regen um immer schön im Steigen zu bleiben und die Höhe knapp unter den Wolken zu halten.

Das rettete den Tagesdurchschnitt und macht den ganzen Flug zu einem besonderen Erlebnis, weil Arne und ich die Konvergenz noch nie so ausgeprägt erlebt haben.

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Ritt entlang der Konvergenz

Anmerkung Webmaster: Bescheiden wie immer, verschweigt Ralph die geflogenen Kilometer, immerhin 814 km, Janusz Centka, der Weltmeister schaffte von Kiripotip aus auch nur knappe 50 km mehr. Tagesplatz 9 in Namibia ist ja dann auch eine sehr respektable Platzierung für den ersten Flugtag im neuen Jahr.


Sonntag, 05. Januar 2014

Am Sonntag hatten wir dann den ersten Zwangsruhetag. Die kalte Luft aus dem Westen schwappte über das Segelfluggebiet mit starkem Westwind, so dass dauernd Sand zwischen den Zähnen knirschte, sobald wir uns nach draußen wagten. Den Flieger haben wir dann zwar noch ausgepackt aber dann wieder eingepackt ohne ihn bewegt zu haben.

Am Abend gab es noch eine Poolparty zur Feier von 200 Flügen mit mehr als 1000 km, die in dieser Saison von Bitterwasser aus geflogen wurden. Ein sehr lustiges Event, zu welchem gemeinsam in Klamotten in den Pool gesprungen und dazu Sekt getrunken getrunken wird. Regelmäßig sterben hierbei etliche Handis und sonstiges nicht wasserfestes Gerät, welches nicht rechtzeitig aus den Taschen entfernt wurde. Ich habe das Highlight leider verschlafen habe Aber Arne, bekannt als alter Partylöwe, war dort und hat auch noch ein Foto übermittelt.

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Poolparty vom Feinsten und Arne mittendrin

Anmerkung Webmaster: Interessant wird der Bericht zum nächsten Tag, Montag, den wird Arne hoffentlich näher beschreiben, da sind die beiden nämlich mit Abstand die weiteste Strecke in Namibia geflogen. Allen anderen waren wohl die Bedingungen (Blauthermik) nicht gut genug, aber Arne ließ sich nicht abschrecken und so kamen satte 717 km auf das Konto!


Im Bericht war auch eine Wetterkarte von ganz Afrika enthalten, wir zeigen den für Bitterwasser relevanten Teil. Wie man leicht erkennen kann, drehen sich auf der Südhalbkugel die Tiefdruckgebiete tatsächlich anders herum!

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Mittwoch, 08. Januar

Die kleine Zyklone im Südwesten hält uns weiterhin eisern im Griff. Eiskalte Luft aus Westen, dazu extrem trocken.

Ich wage einen Versuch und saufe schon nach 60 km Richtung Südwesten ab. Normalerweise hilft bereits das Öffnen des Brandhahnes und der gesuchte Bart schiebt sich unter das Flugzeug, diesmal versagt auch das Einschalten des Motorhauptschalters, normalerweise das absolut letzte Signal für alle in der Gegend befindlichen Bärte, nun zu Hilfe zu eilen.

Motor raus und noch einmal 1000m gestiegen. Letztlich kommt trotzdem keine Freude auf. Arne hat sich die Tage zu Recht über den Benzingestank im Flugzeug beklagt und wir entschließen uns nach Hause umzudrehen und der Sache auf den Grund zu gehen.

Tatsache war, dass definitiv beide Benzinsäcke an ihren Nähten undicht waren. Wir haben sie ausgebaut. Neue gibt es erst wieder in Deutschland, aber jetzt stinkt nichts mehr und beim Durchrechnen stellen wir fest, dass mit den 18 Litern aus dem Haupttank eigentlich alle machbar ist, was man mit Motor bewältigen kann, so dass wir die Flächentanks gar nicht benötigen.

Donnerstag, 09. Januar

Nun haben sich alle verfügbaren Wolken endgültig vertreiben lassen. Keine Ahnung, wo die aufbewahrt werden, in Afrika ist da vieles undurchsichtig, aber wir forschen weiter.

Während die Karte der voraussichtlich fliegbaren Distanzen noch einige braune Felder aufweist, sinkt der Mut auf ein absolutes Minimum. Nach dem Mittagessen machen wir doch einen Start und daddeln etwas um den Platz herum. Der Wind ist mit bis zu 30 kmh ziemlich stark und ohne jegliche Wolken kann man sich keinen Überblick über die herrschenden Strömungen verschaffen.

Wir können immerhin bis 3700m steigen und addieren zum Schluss ca. 300 km. Interessant für mich ist, dass ich bei 3700m, vollkommen im Blauen, so langsam die Referenz verliere für die feineren Bewegungen des Flugzeugs und die Fliegerei ein bisschen unheimlich wird. Der Horizont und Boden sind ziemlich weit weg und die Augen haben nichts mehr, an was sie sich halten können. Am Abend gibt es einen Sundowner. Es wird in die Wüste gefahren und auf einer Düne mit Snacks und Getränken der Sonnenuntergang beobachtet.

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Sundowner mit stimmungsvollem Gesang

Jedes Mal ein großartiges Naturschauspiel. Dazu singen und spielen die Mitarbeiter vom Restaurant und der Farm. Nach ein paar Bier und Sekt singen wir auch und die Mädels machen dann Fotos von uns und finden das unheimlich komisch.

Freitag, 10. Januar

Nachdem das Wetter sich wirklich nicht erholen wollte, haben wir am Freitag einen Ausflug nach ‚Bagatelle‘ einer Farm ca. 60 km südlich von Bitterwasser gemacht.

Auf der Fahrt dorthin haben wir einen Waran auf der Straße entdeckt. Jean-Renaud hatte den Mut ihn anzufassen und auszuprobieren ob er wirklich tot war.

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Man beachte nicht nur den Waran, sondern auch den Schattenwurf!

Ein Pferderitt, Entspannen am Pool, die Sonne beobachten – sehr interessant - durch ein spezielles Sonnenteleskop, Wildtiere beobachten beim Gamedrive,  Abendessen und bei Dunkelheit noch eine Einführung in die Astronomie am Teleskop der Farm mit Jupiter, Betelgeuze, Magellanscher Wolke und Mond, von einem amerikanischen Astrophysiker. Alles in Allem gefühlte Lichtjahre von Bitterwasser entfernt, ein sehr schöner, entspannter Tag zusammen mit drei weiteren, französischen Fliegerkameraden.

Samstag, 11. Januar

Endlich wieder ein guter Tag mit großer Vorhersage. Die Wolken sollten raus aus ihrem Versteck und die Flight Distance Vorhersagekarte war tief braun für das ganze Fluggebiet. Meistens kommt es dann doch etwas anders. Die Thermik begann erst spät und wir mussten erst einmal 120 km durchs Blaue bis zu den ersten Wolken. Dann aber entwickelte sich der Tag wirklich gut. Ein Ausflug nach Botswana, den guten Wolken hinterher und ein schöner langer Endanflug brachten dann doch noch über 1000 km für Arne!


Sonntag, 12. Januar

Bei mittlerer Vorhersage kein ganz leichter Tag, zumindest die ersten zwei Legs. Danach eine schwache Konvergenz im Westen bei schnell großflächiger Ausbreitung, so dass ich mich vorsichtshalber auf den Heimweg gemacht hatte mit der Aussicht 200 km unter großen, alten Wolkenausbreitungen fliegen zu müssen.

Manchmal hat man auch selbst einen etwas schwachen Tag und das Wetter kann gar nichts dafür. Am Ende war ich mit meinen 930 km ganz zufrieden. Besser hätte ich es an dem Tag nicht gekonnt. Abends rundete nach der Landung eine Palmenzeremonie für ein 1000 km FAI-Dreieck schön ab.

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Über der Kalahari

Montag, 13. Januar

Wieder einmal hat uns  die Wettervorhersage beim Morgenbriefing einen solchen Schrecken eingejagt, dass wir den Flugtag gecancelt haben. Schwerste Gewitter vorhergesagt ab 15:00 Uhr rund um Bitterwasser und Schauer bereits ab 13:00, bringen einen angesichts dreier wetterbedingt kaputter Maschinen in dieser Saison schon ins Grübeln.

Klaus, der im Dezember in einem Microburst vor der Landung bereits seine ASH25 EB28 verloren hatte, blieb mit uns am Boden, während Wlifried, Reinhard und die meisten anderen den sich bildenden Wolken und dem fantastischen Himmel nicht widerstehen konnten.

Es wäre ein schöner Flugtag gewesen. Abends dann schon ein paar Gewitter, aber nichts Problematisches. Um sieben Uhr fand eine weitere Palmenzeremonie für einen 1000 km FAI Flug statt, es fiel kein einziger Tropfen, und nicht einmal der Strom viel aus Cool.

Dienstag, 14. Januar

Unser letzter Tag, es musste also auf jeden Fall noch geflogen werden. Beim Frühstück fragte mich Reinhard ob noch ein gemeinsamer Ritt drin wäre und ich war natürlich sofort dabei. Ich hatte ihn schon einige Tage vorher gefragt, ob ich mal mit ihm auf seinem Arcus fliegen dürfte.

Arne bekam die EB und flog mit Jean-Renaud, einem originellen Franzosen und Bitterwasser Urgestein, das ist der nahezu schattenlose Kollege mit dem toten Waran. Die Vorhersage war noch schlechter als am Vortag, was uns aber egal war. Nicht ganz zu unrecht, wie sich herausstellte.

Beide machten wir jeweils einen sehr schönen Flug und waren dann am Nachmittag doch über die plötzliche Wetterverschlechterung überrascht. Ich musste mich mit Reinhards Hilfe von Westen durch ein sich entwickelndes Großgewitter basteln. Die möglichen Alternativen waren jeweils ein Anflug durch Blitze oder Schauerregen oder hochgerissenen Sandstaub. Wir wählten einen Weg mit einem Flügel im Staub und mit dem anderen im Schauer und kamen so wenigstens um die Blitze herum. 

Froh war ich jedenfalls, als wir auf der anderen Seite bei Bitterwasser ankamen und rasch landeten um Reinhards Flugzeug noch zu versorgen. Dann legte das Gewitter am Platz auch schon los mit Wind und kräftigem Regen.  Noch froher war ich allerdings, als auch Arne einiges später am Boden war.

Er flog von etwas weiter aus Nordosten an und konnte in einer Lücke zum Platz vorstoßen und auf der schon recht schlammigen Pfanne landen. Es folgte ein ziemlich feuchter und fröhlicher Abend, mit Massenplansch und Champagner bei Gewitterstimmung im Pool, totalem Stromausfall Cool und einer romantisch weinseligen Session bis sehr weit über Farmers Midnight (22 Uhr) hinaus. Für beide von uns ein toller Tag, der in vieler Hinsicht in unserer Erinnerung bleiben wird.

Das war´s für diese Bitterwasser Saison, wir freuen uns mit Ralph und Arne über die gelungenen Flüge und sind schon ganz neugierig auf den nächsten Bericht, der aus Sisteron folgen wird. Dort ist der Webmaster selber dabei und wird wie immer ausführlich berichten. Nochmal vielen Dank an Ralph und Arne für Bericht und Bilder!