900 km, nicht zu glauben!

Donnerstag, 20. Mai 2004

tl_files/images/200541.jpgStrahlend blauer Himmel kündigt einen guten Streckentag an, wie gut er werden würde konnte freilich am frühen Morgen noch keiner ahnen. Weil aber über dem gesamten österreichischen Alpenraum keine Wolke vorhanden war, wurden entsprechend große Strecken angemeldet. Reinhold wollte 560 km bis zum Rofan und zurück. Volker und Moro melden 800 km an nach Dalaas und zurück. Ich wage eine Anmeldung wie noch nie vorher, 900 km mit Wenden an der Soiernspitze (wegen der Bundesliga!) dann folgt Pontresina und auf dem Rückweg muss der Tschirgant noch angeflogen werden, dann wären es 904 km.

Um 09:34 Uhr ist es dann soweit, die VV startet als drittes Flugzeug, zwei Piloten haben noch grössere Strecken gemeldet. Der Anfang ist vielversprechend, während man in Trieben und Niederöblarn und sicher auch in Greiling auf die erste nutzbare Thermik wartet, gleitet die VV schon an Aflenz und der Egner Alm vorbei Richtung Gösseck. Wenig später wird Trieben passiert, dort startet gerade der erste F-Schlepp.

Am Grimming ist die Sicht immer noch sehr diesig, aber das Steigen schon sehr brauchbar, wenn auch die Basis noch nicht höher als der Gipfel ist. Langsam wird der McCready Ring immer weiter hoch gedreht. Dachstein, Rossbrand, Hochgründeck und die Dientener werden mit wenigen Kreisen überflogen. Über den Spielberg zu den niedrigen Hügeln von St. Johann in Tirol, alles kein Problem, jetzt kann es am Kaiser dann so richtig losgehen. Doch..., der will nicht so wie ich, zwar ohne Höhenverlust aber weit unter Hangkante erreicht die VV den Hintersteiner See, wechselt hinüber zum Pölven und kreist dort mit fast 3 m/s knapp über der Kante ein, im selben Kreis mit der Libelle von Helmut Schmid, der gerade eben in Kufstein gestartet ist.

Über den Guffert, geht es weiter zum Soierngrat, Basis jetzt bereits 3400 m. In rasender Fahrt werden Wetterstein, die Mieminger und der Tschirgant überflogen. Am Venetberg in weiser Voraussicht das "Gas" etwas rausgenommen. Pfunds, Nauders und Scuol ziehen vorbei. Am Piz Nuna zeigt der Blick ins Oberengadin, dass Vorsicht geboten ist. Mit McCready 1,0 gleitet die ASW22 vorsichtig zum Quattervals, und schließlich zum Muottas Muragl, an dessen Fuss Pontresina liegt. 2. Wende um 15:15 Uhr, das sieht noch gut aus, obwohl die angezeigten 455 km zurück nach Turnau schon einen kleinen Schock auslösen.

tl_files/images/vv-900.jpgDie Zeit drängt und so fliege ich etwas leichtsinnig und mit hoher Fahrt aus dem Engadin heraus und finde mich bei Tösens in 2100 m wieder. Ein veritabler Absaufer, der fast eine halbe Stunde kostet. Über den Venetberg zum Tschirgant, "wumm" alles am oberen Anschlag, mehr als 6 m/s bis auf beinahe 4000 m. Direttissima ist angesagt. Kontakt mit Innsbruck Approach um in den Luftraum D einfliegen zu dürfen, Freigabe bis FL 140 erteilt und genutzt!! Am Patscherkofel 4 m/s bis auf 4100 m, weiter, weiter immer weiter, die Hohen Tauern locken mit phantastisch hohen Wolken und gutem Steigen. Zell am See fliegt vorbei, dann Radstadt und... dann wird es plötzlich ruhiger, die letzten Wolken stehen jetzt auf der Südseite des Hauptkammes, dort aber kommt die VV nicht mehr hin, zu spät entschieden. Langsam gleitet die ASW22 auf Trieben zu. Noch sind 140 km zu bewältigen und es ist schon fast 1/2 7 Uhr abends.

300 m Reserve nach Turnau zeigt der Rechner bei Trieben an. Leider stehen da noch ein paar Berge zwischen dem Segelflugzeug und dem Flugplatz. So liegt die ganze Hoffnung an der, in der tiefstehenden Sonne glitzernden Westflanke des Gösseck und sie lässt den wackeren Fliegersmann nicht im Stich. Mit anfangs 1 dann 2 m/s wird die VV auf komfortable 2300 m gehoben. Der restliche Endanflug ist nur noch Formsache und nach 10 Stunden und 15 Minuten setzt die ASW22 sanft auf der 25 in Lanzen Turnau auf und rollt gemächlich zum Abstellplatz.

Fehlt noch zu sagen, dass Reinhold, vom Ehrgeiz gepackt die Strecke auf satte 678 km erweitert hat, Volker fliegt wie schon viele Male vorher 824 km und Moro ist mit 815 km dabei. An einen erfolgreicheren Tag kann ich mich im Aero Club München nicht erinnern. Margit, Reinholds Gattin ist angekommen und staunt über die strahlenden Augen der Piloten. Morgen wird wohl wieder ein guter Tag werden.

Wer den Flug mit StrePla, SeeYou oder ähnlichen Programmen genießen will, der klicke auf die Diskette um die IGC-Datei herunterzuladen.

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900 km